Der Unbequeme

Vor 30 Jahren wurde Pier Paolo Pasolini ermordet.

Er war der bekannteste und meistgehasste Künstler Italiens, sein Tod erschütterte das ganze Land und provozierte erstaunliche Reaktionen. Die kommunistische Partei Italiens verlieh posthum die Mitgliedschaft, die sie ihm 26 Jahre zuvor unrühmlich entzogen hatte. Gleichzeitig gab die bekannte kommunistische Publizistin Rossana Rossanda eine gewisse Erleichterung zu Protokoll: „Er war geradezu unerträglich geworden.“ Der Satz spiegelt jene unverhohlene Aggressivität, der Pasolini zeitlebens von vielen Seiten ausgesetzt war.

Ach du Heuschreck!

Am Ende hat auch geballte Prominenz nicht mehr geholfen: Der Berliner Verlag geht an ein britisch-amerikanisches Investorenkonsortium

Es war ein gewaltiges Blätterrauschen in den vergangenen Wochen, seit bekannt wurde, dass Finanzinvestoren ein Auge auf den Berliner Verlag geworfen hatten. Auch die verlagseigenen Blätter Berliner Zeitung und Berliner Kurier stemmten sich mit eindeutig formulierten Artikeln gegen die Übernahme (Der Schwarm). Und gestern wurde bekannt, dass 140 Schriftsteller, Künstler und Prominente dem Aufruf des Netzwerks Recherche gefolgt sind und gegen die Übernahme durch „Finanzjongleure“ votiert haben. Doch die Medienkampagne kam zu spät.

Zwei Stunden Fußmarsch für ein wenig Bildung

In der afghanischen Provinz entsteht mit deutscher Hilfe eine Schule nur für Mädchen.

Beim Thema Afghanistan haben die meisten wohl eher Bilder von Soldaten, Sprengstoffanschlägen oder tief verschleierten Frauen im Kopf. Über die kleinen, schwierigen Schritte hin zu einer zivilisierten Gesellschaft erfährt man abseits der Berichterstattung über den von den USA ausgerufenen Kampf gegen den islamistischen Terrorismus nur wenig.

Tischlein, deck dich

„Die Überflüssigen“ wollen durch spektakuläre Auftritte auf ihre soziale Ausgrenzung hinweisen.

Sie stören. Sie wollen all die stören, die es sich auf Kosten anderer gut gehen lassen: die Wohlhabenden, die so genannten Reformer, die Schreibtischtäter. Sie tragen weiße Masken und knallig rote Kapuzenpullover. „Die Überflüssigen“ tauchen seit über einem Jahr in Luxusrestaurants, bei Preisverleihungen oder in deutschen Amtsstuben auf. Ihre provokativen Aktionen sind kurz, meist sind sie wieder weg, bevor die Polizei eintrifft.

Hungerlöhne am Rande Europas (CCC-Broschüre)

Boulevard Stefan Cel Mare, früher bekannt als Leninallee, bildet das repräsentative Zentrum von Chisinau, Hauptstadt der Republik Moldau. Zwischen den Regierungsgebäuden im Norden und den Hoteltürmen am südlichen Ende der Straße drängen sich alle wichtigen Institutionen, Geschäftsvertretungen und Boutiquen namhafter Marken wie Boss, Adidas, Puma. Wer was werden will bzw.

Bekannt für bunte Hunde, (jungle world, 12.10.05)

Waschen, Föhnen, Schneiden, Färben: Ein Hundesalon in Neukölln hat mehr zu bieten als die klassische Pudelfrisur.
Bonsai trägt mintgrün. Diva sieht aus wie ein zu kleines Pony mit ihrer langen Mähne, den längeren Haaren an den Pfoten und dem ansonsten kurz rasierten Fell. Bonsai und Diva sind Pudel, das sieht auch der Laie auf den ersten Blick. Dennoch ist ihr Äußeres ungewöhnlich. „Ich habe es mir auf die Fahne geschrieben, nicht nur den klassischen Pudelschnitt zu schneiden“, erklärt Silke Willumeit das Aussehen ihrer Hunde. In ihrem Salon ist fast alles möglich. Hunde aller Rassen werden hier gewaschen, geföhnt und geschoren. Und eben auch gefärbt, mit Lebensmittelfarben aus dem Konditoreibedarf.

Missstände, wohin man schaut (CCC-Broschüre)

Rumäniens wichtigste Abnehmer sind Deutschland und Italien. Rumänien ist der größte europäische Exporteur von Bekleidung nach Deutschland und überholte im letzten Jahr Polen. Die Arbeitsbedingungen in der Branche sind im Gegensatz dazu jedoch unmenschlich.

Gefühlte Kanzlerschaft

TV-Duell: Wer hat denn nun wirklich gewonnen?

Es war ein Novum in der Fernsehgeschichte: Für 90 Minuten wurden die vier größten öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender zusammengeschaltet, um die Konkurrenten um das Kanzleramt im direkten Vergleich zu erleben. Fast 21 Millionen Menschen sahen zu. Zu größeren Aufregungen kam es dabei nicht, mehr oder weniger solide spulten die Kontrahenten ihren Part herunter. Doch kaum war die Sendung beendet, ging das Gerede erst richtig los.

Das versteckte Erbe des Kolonialismus

Einst Experimentierfeld für fragwürdige Menschenversuche, ist die Disziplin auch heute noch immer europäisch geprägt

Vor ungefähr hundert Jahren wütete zunächst in West-, später in Ostafrika eine Schlafkrankheitsepidemie, die Hunderttausende von Toten forderte. Die Infizierten boten der Tropenmedizin, einer damals noch neuen wissenschaftlichen Disziplin, ein willkommenes Experimentierfeld. An der „Therapie“ dieser noch immer bedrohlichen Krankheit lässt sich auch das Verhältnis der westlichen Medizin zu den ihr bis heute fremden Patienten ablesen.