Wie würde ich handeln, wenn ich israelischer Premierminister wäre?

Neue Computerspiele orientieren sich am aktuellen politischen Geschehen

Blind drauflosballern ist nicht mehr angesagt, zumindest wenn es nach einer neuen Generation von Spieleherstellern geht. Das „ernsthafte“ Computerspiel wird als Bildungsmedium entdeckt, um über politische Prozesse aufzuklären oder um über die Arbeit von Hilfsorganisationen zu informieren. Mit Hilfe von Computerspielen sollen aber auch gezielt politische Meinungen vermittelt werden.

Billig und willig

Ehrenamtliches Engagement wird hierzulande systematisch gefördert, denn kostenlose Arbeit ist unverzichtbar

Freizeit war gestern. Heute ist Freiwilligenarbeit statt Faulenzen gefordert. Die Reformlawine hat längst auch die privatesten Bereiche erreicht. Natürlich haben sich immer schon Hunderttausende in Vereinen, gemeinnützigen Organisationen oder nachbarschaftlichen Initiativen engagiert. Doch angesichts der chronisch leeren öffentlichen Kassen wird die kostenlose Arbeit für immer mehr gesellschaftliche Bereiche unverzichtbar. Darum wird die „Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements“ seit vielen Jahren von Politik, Verbänden, Unternehmen und Kirchen systematisch gefördert. Ziel ist die „Bürgergesellschaft“: In Zukunft sollen die Menschen eigenverantwortlich z.B. die sozialen Probleme vor Ort selbst in die Hand nehmen. Das klingt gut, verschleiert aber, dass Wirtschaft, Kapitalbesitzer und Vermögende seit Jahren immer weniger zur Finanzierung der öffentlichen Kassen beitragen. Sie profitieren davon, dass andere kostenlos schuften.

Ein Ingwertee spart viele Worte

Mit einem Schullehrer durch die südchinesische Provinz Guanxi

Auf der Hauptstraße der Kleinstadt Yangshuo fahren alle durcheinander: Lastfahrräder, Motorräder, Kleinbusse. Die Menschenmenge vor der Markthalle ist schier undurchdringlich. Etwas ruhiger wird es auf der Xi Jie, der Weststraße. Dort stehen zweistöckige Häuser, die mit Holzschnitzereien verziert sind. Sie bilden den Kern des Städtchens, das vor mehr als eintausendvierhundert Jahren entstand. Am Ende der Straße fließt der Li-Fluss. Auf der Promenade stehen Frauen und halten den Fremden Fotos von Booten entgegen, die man für Ausflüge mieten kann. Der Fluss fließt durch eine bizarre Karstlandschaft, die von spärlichem grün bedeckten Hügel erinnern an gekrümmte Zuckerhüte. Ihre Namen lauten „Die Liebenden“, in einem ewigen Kuss erstarrt, oder die „sieben Geister zu Pferde“. Die Berge regen nicht nur die Phantasie an, sie waren mit ihren weitverzweigten Höhlensystemen auch immer militärisches Rückzugsgebiet: hier kämpften lokale Warlords, Teilnehmer des Langen Marsches und chinesische Truppen gegen die japanische Besetzung.

Volunteers

ES RECHNET SICH: Die Fußball-WM und der Standortfaktor Ehrenamt

Der Fußball-Weltverband Fifa schwimmt in Geld und 2006 wird im ganz großen Stil verdient. Die vertraglich garantierten Gesamteinnahmen betragen 1,6 Milliarden Euro, dazu rechnet die Fifa mit zusätzlichen Marketing-Zuflüssen von rund 600 Millionen Euro. Dem gegenüber schätzt der Verband seine Kosten auf 560 Millionen Euro. Es winkt also ein gigantischer Gewinn von über 1,6 Milliarden. Darin enthalten ist auch ein Steuergeschenk von rund 250 Millionen Euro, denn der deutsche Staat wird für die WM keine Steuerforderungen erheben.

Gutes Benehmen will gelernt sein

Eine pensionierte Lehrerin aus Berlin widmet sich dem richtigen Benimm

In England ist der Dandy wieder in. Immer mehr Privatschulen haben das gute Benehmen für ihre Zöglinge auf dem Stundenplan. Anderen Schülern – an den öffentlichen Schulen – fehlt es dagegen an richtigem Benehmen. Das ist zwar pauschal so nicht richtig, in Berlin will eine pensionierte Lehrerin dennoch Schülern den „Knigge“ beibringen. Denn – nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir.

Prinzessinnen und Dönerläden

In dem Computerspiel „Bordergames“ erzählen Kreuzberger Jugendliche Geschichten zwischen Alltag und Fantasie. Sie widerlegen dabei auch das Vorurteil, Migranten würden sich in einer Parallelwelt vom Rest der Gesellschaft abkapseln.

In einem Laden im Erdgeschoss des Neuen Kreuzberger Zentrums (NKZ) am Kottbusser Tor hocken mehrere Kinder auf Kissen vor Laptops. In den Fenstern des sonst leerstehenden Raumes steht in großen Buchstaben „Bordergames“, gelbschwarze Absperrbänder umrahmen die Schrift. Einer der Jungen im Laden versucht, auf dem Bildschirm eine Figur durch das labyrinthartige Kottbusser Tor zu manövrieren. Der virtuelle Raum zwischen den Baumassen des Neuen Kreuzberger Zentrums wirkt merkwürdig aufgeräumt, denn noch fehlen die Menschen in der ansonsten sehr realistischen Szenerie. Nur eine Prinzessin hinter sieben Bergen sitzt plötzlich auf dem Asphalt – die Zeichnung eines kleinen Mädchens, die in die urbane Umgebung montiert wurde.

„An Gesetzen kein Mangel“

Seit den Privatisierungen haben sich die Arbeitsbedingungen in China extrem verschlechtert

Robin Munro leitet in Hongkong das China Labour Bulletin (CLB), das über Arbeitsbedingungen in der Volksrepublik China recherchiert und Betroffenen Rechtshilfe anbietet. Über 14-Stunden-Schichten, mysteriöse Silikose-Erkrankungen und fehlende Normenkontrolle – aber auch über das steigende Selbstbewusstsein der chinesischen Arbeiter sprach Jutta Blume für ND mit ihm.

ND: Die VR China ist noch immer relativ abgeschottet. Woher beziehen Sie eigentlich Ihre Informationen?
Munro: Unsere Internetseiten sind in China gesperrt, trotzdem kontaktieren uns viele über das Netz. Wir verschicken unsere Bulletins auch per E-Mail. CLB-Gründer Han Dongfang arbeitet für den (von der USA-Regierung finanzierten, d. Red) Sender „Radio Free Asia“. Er ist dort für Sendungen zum Thema Arbeit verantwortlich, die man auf Kurzwelle in der VR China empfangen kann. Millionen hören das. Am Ende wird unsere Telefonnummer durchgesagt. So erfahren wir, was in den Fabriken passiert.

Profitable Konzerngewalt in Kolumbien

Bürgerkrieg ist gut fürs Geschäft: Das „Permanente Tribunal der Völker“ bezichtigt Coca-Cola, Nestlé und Chiquita massiver Menschenrechtsverletzungen

Seit Jahrzehnten ist Kolumbien Schauplatz einer der weltweit blutigsten politischen Auseinandersetzungen und steht an der Spitze internationaler Gewaltstatistiken. Leidtragende sind vor allem die Zivilisten. Jedes Jahr werden Hunderttausende Kleinbauern brutal enteignet und in die Slums der Großstädte vertrieben. Zehntausende Menschen werden entführt, verstümmelt oder erschossen. Doch es gibt auch Akteure, die sich in dem schier endlosen Kreislauf der Gewalt gut eingerichtet haben: transnationale Konzerne.