Debatten um „Machtnetze“ wie um „Macht Netze“ (ND, 5.04.07)

ND-Gespräch mit Sonja von Eichborn und Jürgen Weber zum 30. Kongress der Bundeskoordination Internationalismus
Vom 6. bis 9. April findet in Leipzig der 30. bundesweite Kongress der „Bundeskoordination Internationalismus“ (BuKo) statt. Die OrganisatorInnen rechnen mit etwa 500 TeilnehmerInnen. ND sprach mit Sonja von Eichborn und Jürgen Weber vom SprecherInnenrat der BuKo, die den Kongress mit vorbereitet haben.

Afghanische Schmerzmittel (scheinschlag 04/07)

Die UNO verwaltet den legalen Drogenweltmarkt

Es ist seltsam: In Afghanistan wird mit aller Macht versucht, den Anbau von Schlafmohn zu unterbinden. Gleichzeitig wächst auf der australischen Insel Tasmanien auf zehntausenden Hektar die gleiche Pflanze völlig unbehelligt. Die Bauern dort ernten sie maschinell, lizenziert durch die Vereinten Nationen, und verkaufen sie beispielsweise an den US- Pharmakonzern Johnson&Johnson. Der entzieht den getrockneten Pflanzenkapseln dann ihre Wirkstoffe.

So lassen sich Morphium, Codein und andere Medikamente aus der Opiumpflanze gewinnen. Zuständig für die Verteilung dieser Stoffe, die unter die Drogenkonventionen der UNO fallen, ist der Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB) in Wien. Neben diversen synthetischen Arzneimitteln ist der private Gebrauch von organischen Substanzen wie Opium, Koka und Cannabis sowie all ihrer Folgestoffe ­ Heroin und Kokain ­ durch besagte Konventionen verboten. Um sie medizinisch oder für die Forschung zu nutzen, müssen die Staatsregierungen jährlich den Bedarf an den INCB melden.

Deutschland etwa meldete unter anderem den Bedarf von rund 50 Tonnen Opiaten an, die von der heimischen Pharmaindustrie benötigt werden. Der größte Abnehmer sind die USA, die ungefähr die Hälfte der weltweiten legalen Opiumernte aufkaufen. Die liegt bei etwa 5000 Tonnen Rohopium ­ die illegalisierte Opiumernte in Afghanistan im vergangen Jahr soll 6100 Tonnen erwirtschaftet haben.

Warum nutzt man nicht das afghanische Opium für medizinische Zwecke und ermöglicht so den Bauern dort, aus der Drogenökonomie auszusteigen, fragen seit längerem NGOs. Doch die bestimmende Macht im internationalen „Krieg gegen die Drogen“, die Regierung der USA, hält davon nichts. Erstens könne die afghanische Regierung nicht gewährleisten, daß von einem legalen Opiummarkt nicht Stoff auf den Schwarzmarkt gelangt. Ein bizarres Argument, angesichts einer sowieso völlig unkontrollierten Drogenwirtschaft in Afghanistan. Zweitens, so heißt es weiter, sei der Bedarf an Opium für medizinische Zwecke gedeckt.

Doch ist umstritten, ob weltweit nicht wesentlich mehr Opiate in der Medizin benötigt werden. Die Pharmaindustrie der Industrieländer nimmt fast 95 Prozent der gesamten legalen Opiumernte für sich in Anspruch ­ die restlichen 80 Prozent der Staaten weltweit begnügen sich mit fünf Prozent der Ernte. Sie müssen die medizinischen Opiate aus den reichen Ländern kaufen ­ viele Patienten in Entwicklungsländern dürften sich das nicht leisten können.

(scheinschlag)


Uferverschönerung für Medienschaffende

Das Kreuzberger Spreeufer soll Teil eines prosperierenden Wirtschaftsraums werden – soziale Verdrängung und erheblich mehr Durchgangsverkehr könnten die Folge sein

Im letzten Sommer eröffneten die Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer und der damalige Baustadtrat Franz Schulz in einem symbolischen Akt den Dampferanleger am Fuß der Oberbaumbrücke. Schon bald soll die Kreuzberger Spreeseite mit einer Uferpromenade ausgestattet, der Park am Gröbenufer neu gestaltet und die dort aufgestellten Skulpturen von Graffiti befreit sein. Die Uferverschönerungsmaßnahmen bilden den Auftakt des Programms „Stadtumbau West“ im Bereich des Kreuzberger Spreeufers.

Gefesselt verbrannt (junge welt, 27.03.07)

Dessau: Zwei Jahre nach dem Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in Polizeigewahrsam wird heute der Prozeß gegen zwei Beamte eröffnet

Der 21jährige Asylbewerber Oury Jalloh aus Sierra Leone verbrannte am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle – gefesselt an Händen und Füßen. Erst am heutigen Dienstag, mehr als zwei Jahre später, beginnt vor dem Landgericht der sachsen-anhaltinischen Stadt der Prozeß, in dem sich die beiden an jenem Tag diensthabenden Polizisten verantworten müssen. Andreas S. und Hans-Ulrich M. werden beschuldigt, durch unterlassene Hilfeleistung den Tod des Asylbewerbers verursacht zu haben.

Überleben im kolumbianischen Alptraum (Sendung Nahaufnahme)

Amanda Usuga und die Friedensgemeinde San José de Apartadó

In Kolumbien tobt seit Jahrzehnten ein bewaffneter Konflikt zwischen Armee, Paramilitärs und Guerilla. Er kostete Zehntausende Menschen das Leben, Millionen wurden zu Inlandflüchtlingen. Die Region Urabá an der karibischen Küste ist besonders umkämpft, hier ist auch ein besonderes Projekt zum Schutz der Zivilbevölkerung entstanden: Die
Friedensgemeinde San José de Apartadó. Sie feiert in diesen Tagen den zehnten Jahrestag ihrer Gründung. Amanda Usuga, eine der Gründerinnen, erzählt von den Anstrengungen, inmitten eines schmutzigen Krieges zu überleben. Eine Nahaufnahme von Bärbel Schönafinger und Jörn Hagenloch.

Virtuelle Exkursion nach Nahost (taz 03/07)

„Global Conflicts: Palestine“ versetzt einen in die Rolle eines Journalisten im Konflikt zwischen Israel und Palästina. Ein „ernstes Spiel“ als Lernmedium?

Eine Schlange von Palästinensern steht sich an einem Checkpoint die Beine in den Bauch. Hannah Weismann, gerade zurück aus den USA, versucht von einem der israelischen Soldaten zu erfahren, warum der Kontrollpunkt geschlossen ist. Da bricht eine der wartenden Frauen zusammen. Seit Stunden wird sie von den Soldaten nicht zu ihrem Arzt auf der israelischen Seite durchgelassen, erfährt die Journalistin Weismann. Die Soldaten erklären, ein Verwandter der Frau sei in einen Anschlag in Israel verwickelt gewesen.
So sieht eines der Szenarien aus, in dem sich der Spieler des jüngst erschienen Computerspiels „Global Conflicts: Palestine“ wiederfindet. Wahlweise schlüpft man in die Rolle einer jungen Journalistin mit israelisch-jüdischen Wurzeln oder eines Journalisten palästinensischen Ursprungs. Gerade eben ist man aus den USA nach Nahost zurückgekehrt und versucht sich nun als Berichterstatter über den komplizierten Konflikt.

„Sie müssen es sich als virtuelle Exkursion vorstellen. Die 3-D-Umgebung des Spiels hilft einem, sich mit der Erfahrung wesentlich anders auseinanderzusetzen als mit einem Buch“, erklärt Simon Egenfeldt-Nielsen. Er leitet das junge dänische Softwarehaus Serious Games Interactive. Der Psychologe beschäftigt sich seit längerem mit dem Einsatz von Spielen für Bildungszwecke. Vor eineinhalb Jahre begann er mit rund zehn Mitarbeitern „Global Conflicts: Palestine“ zu entwickeln. Verschiedenste Informationsquellen sind in das Spiel eingeflossen: Bücher, Zeitungsartikel, Dokumentarfilme, Websites, die enge Zusammenarbeit mit der Universität in Kopenhagen und die Hinweise von zahlreichen Experten des Konflikts.

Das merkt man dem Spiel auch an, das in englischer, dänischer und deutscher Sprache vorliegt. Die einzelnen Missionen behandeln Themen wie die Siedler, den Stellenwert der „Märtyrer“ oder die Rolle der Medien. Man bewegt seine Spielfigur durch ein Stadtszenario mit Verkehr und Passanten. Auf den Wegen zwischen dem israelischen und palästinensischen Stadtteil begegnet man vielleicht einem Friedensaktivisten oder kann auf Bitten eines Soldaten dessen Militärkommandanten eine Nachricht überbringen. Die Gelegenheit lässt sich nutzen, gleich ein Interview mit ihm zu führen, das leicht anbiedernd oder aber auch kritisch, wenn nicht sogar aggressiv verlaufen kann.

Je nachdem, ob man sich entschieden hat, für eine palästinensische, israelische oder europäische Zeitung zu schreiben, sammelt man in seinem virtuellen Notizbuch entsprechende Zitate. Doch darf man nur eine bestimmte Anzahl speichern, manche müssen wieder aussortiert und zum Abschluss der jeweiligen Spielrunde zu einem Artikel zusammengesetzt werden. Die Software schätzt die Qualität des Beitrags hinsichtlich seiner Resonanz bei der Leserschaft ein.

Mit einer extra Website mit Hintergrundinformationen und Lehrmaterial versucht man, das Spiel für den Einsatz an Schulen schmackhaft zu machen. Was nicht so einfach ist, denn dort wird sich der Stellenwert von Computerspielen erst richtig ändern, wenn durch den anstehenden Generationenwechsel Lehrer an die Lernorte kommen, die selber am Rechner oder der Konsole spielen, schätzt Egenfeldt-Nielsen die Lage ein. Bislang haben er und sein Team in etwa 30 Schulklassen das Spiel getestet. Das Feedback, so der Däne, war meist positiv. Ein guter Teil der Schüler, im Alter zwischen 15 und 18 Jahren meinte, durch das Spiel mehr erfahren zu haben als durch klassische Lernmedien. „Wir erreichen mit dem Spiel vielleicht 80 bis 90 Prozent der Schüler. Die wir nicht erreichen, sind die Hardcore-Gamer. Die finden die Grafik des Spiels zu schlecht, es ist ihnen zu einfach“, berichtet der Spielentwickler.

Dabei ist „Global Conflicts: Palestine“ eines der ersten „ernsten Spiele“, das technisch halbwegs mit kommerziellen Unterhaltungsspielen mithalten kann. Während viele Lernspiele schlichte 2-D-Grafik und wenig komplexe Handlungen anbieten, orientiert sich dieses neue Spiel über Israel und Palästina an den Gewohnheiten der „Egoshooter“-Generation. Um die 400.000 Euro hat die Entwicklung des Spiels gekostet. Und schon sind die ersten Gelder für das nächste Spiel in der Reihe eingeworben: „Global Conflicts: Latin America“.
(Beitrag auf taz.de hier)

Teilzeitarbeit statt Ein-Euro-Jobs

Berliner Kampagne gegen Hartz IV legt Alternativkonzept vor

„Ein-Euro-Jobs ersetzen“ fordert die Berliner Kampagne gegen Hartz IV und legt ein Konzept vor, wie das gehen soll.

Finanzielle Mittel und Arbeit umzuverteilen, heißt der Vorschlag der Berliner Kampagne gegen Hartz IV. Statt Ein-Euro-Jobs will die Kampagne mit den Mitteln, die jetzt in Arbeitslosengeld (ALG) II und Ein-Euro-Jobs (MAE) fließen, sozialversicherungspflichtige Teilzeitjobs einführen. Diese würden mit 940 Euro im Monat netto vergütet und eine Wochenarbeitszeit von 20 bis 25 Stunden umfassen. „Man soll sich während der Förderung auch um das Danach kümmern können. Ein-Euro-Jobber mit 30 Stunden und mehr haben dazu keine Zeit“, erklärt Kampagnenmitarbeiterin Solveig Koitz.

Der MIT-Professor und der digitale Graben (Telepolis 03/07)

01.03.2007

Das 100-Dollar-Laptop Projekt steht in der Kritik

Ein in Millionenstückzahl gefertigter günstiger Laptop soll nach dem Willen einer Initiative aus den USA in Entwicklungsländern Kindern Zugang zur Bildung verschaffen. Seit 2005 arbeitet das One Laptop Per Child -Projekt (OLPC) um den Gründer des MIT MediaLab, Nicholas Negroponte, an einer Maschine, die auf Kinderhände und raue Umgebungen zugeschnitten ist. Dieser Tage starten in den Pilotländern Tests mit 3000 Geräten. Doch sind viele Fragen offen, die die Finanzierung, Implementierung sowie die sozialen und ökologischen Auswirkungen des Mammutvorhabens betreffen.

Platznehmen zum Hierbleiben (ND, 26.02.07)

Flüchtlingsorganisationen protestierten gegen Abschiebe-Praxis

„100 Tage und kein Bleiberecht“ lautete das Motto des bundesweiten Aktionstages, zu dem vergangenen Sonnabend die Kampagne „Hier geblieben“ in Berlin aufrief. Mit 100 Stühlen, die auf dem Pariser Platz aufgestellt wurden, rief das Bündnis, dem Pro Asyl, Flüchtlingsrat Berlin, GEW Berlin, das GRIPS-Theater und die Gruppe Jugendliche ohne Grenzen angehören, zu einer hundertminütigen Sitzung auf.

Kein Bock auf Nazis, (fluter.de, 13.02.07)

Ein Portal gegen rechte Musik

Turn it down heißt ein Internetportal des Antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrums (apabiz) in Berlin. Turn it down will ein Forum sein für Musik und Kultur gegen Rechtsrock und informiert über die rechte Rockszene und über Aktionen, Initiativen und Kampagnen gegen rechte Musik. Maja Schuster hat mit Hannes Ritter von Turn it down über rechten Rock, private Konzerte und CDs auf Schulhöfen gesprochen.