Der Jesuitenpater Ismael Moreno ist seit 2001 Direktor des regierungskritischen Senders Radio Progreso in Honduras. Moreno ist eine wichtige Stimme der nach dem Putsch 2009 entstandenen Widerstandsbewegung. Über die Chancen auf eine politische Veränderung sprach mit ihm Jutta Blume.
nd: Bedeuten die Wahlen am 24. November den Beginn einer neuen politischen Epoche?
Ismael Moreno: Mit den Wahlen am 24. November endet ein Pakt der Regierungsfähigkeit, der mit dem Abkommen von Cartagena am 2. Mai 2011 begonnen hat. Die gesamte Zeit nach dem Staatsstreich war von einer Instabilität geprägt, die ich »die Regierung der Starken« nennen würde. Die Wahlen am 29. November 2009 gaben den Putschisten politische Legitimität, aber das reichte den Regierungen der USA und der Europäischen Union nicht aus. Sie verlangten Verhandlungen mit der Widerstandsbewegung. Der amtierende Präsident Porfirio Lobo schuf daher die Wahrheitskommission und ernannte eine Ministerin für Menschenrechte. Das Abkommen von Cartagena erlaubte die Rückkehr von Expräsident Manuel Zelaya (2009 durch Putsch ins Exil gezwungen – d. Red.) und die Wiederaufnahme von Honduras in die Organisation Amerikanischer Staaten. Ende 2011 bildete sich dann die Partei LIBRE und 2012 begann der Prozess der allgemeinen Wahlen.