Eng verbunden (fluter.de 12/07)

Manche von ihnen waren absonderliche Zeitgenossen. Tausende Schallplatten reihten sich bei den Sammlern in den Regalen. Mit schlafwandlerischer Sicherheit fanden sie auf Anhieb die seltensten Aufnahmen. Heutzutage trägt, so scheint es, jeder umfangreiche MP3-Musikbibliotheken in der Jackentasche mit sich. Wie selbstverständlich wird die eigene Medien-Sammlung anderen im Internet zur Verfügung gestellt. Ist dieses „Tauschen“ von Daten mit völlig Unbekannten Rechteklau oder solidarisches Handeln?

Die richtige Wahl

„Wie heißt das Instrument für das Wachstum unseres bedeutenden Landes?“, fragt Denis. Das junge Mädchen, das aufstehen muss, um zu antworten, lächelt verzweifelt. Denis steht vor einer Gruppe von etwa 40 Studierenden und wartet mit strengem Blick auf die richtige Antwort. „Der Sieg Russlands – vielleicht?“ fragt sie schüchtern. Die anderen kichern, Denis verzieht spöttisch den Mund.

Experimentierfeld für die Selbstausbeutung

Zwischennutzer polieren das Image der Stadt auf, doch ihre eigene Situation bleibt äußerst prekär

„Berlin ist ein Labor für das Unternehmen Zwischennutzung, Berlin hat Raum“, erklärte Ingeborg Junge-Reyer kürzlich zur Präsentation der Senatsstudie „Urban Pioneers“. Zwar singt nicht nur die Stadt Berlin ein hohes Lied auf die Zwischennutzung und lässt sogar wissenschaftliche Publikationen über das Phänomen erstellen, aber was Zwischennutzung eigentlich ist, dazu gibt es nach wie vor keine eindeutige Definition. Das Wort steht vielmehr für die Idee des Vorübergehenden, Improvisierten, Flexiblen. Einige Zwischennutzungen in Berlin gibt es dabei seit über zehn Jahren, d.h. sie dauern länger an als so manche fest vereinbarte Gewerbenutzung.

Wo das Meer die Söhne verschlingt

Thiaroye-sur-mer. Der Name steht für eine Tragödie. Thiaroye-sur-Mer – kein anderer Ort im Senegal hat so viele Menschen auf dem Weg nach Europa verloren: Zwei Boote mit rund 170 überwiegend jungen Männern aus dem früheren Fischerdorf sind nie an ihrem Ziel angekommen. Ihre Pirogen sind irgendwo in der stürmischen See gekentert.

Die jungen Männer und das Meer

Die Küstengewässer Senegals bieten nicht mehr genug Fisch. Weil die Fischer keine Möglichkeit haben, ihr Leben zu finanzieren, riskieren sie es auf der gefährlichen Überfahrt von Afrika nach Europa.

Unmenschliche Rechenfehler (taz 2007)

Die Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie sind ungesund und unsozial. Doch laut Öko-Institut wird spätestens in vier Jahren der erste faire Rechner im Handel sein. Faire Standards würden die Endprodukte nur wenig verteuern. In den Gehäusen von Computern und Notebooks, die für die meisten Menschen in Europa inzwischen zum erschwinglichen Gebrauchsgegenstand geworden sind, verbirgt sich ein undurchschaubares Geheimnis. Eine Vielzahl von Komponenten, die wiederum aus unterschiedlichen Firmen und Ländern geliefert wurden, ist darin vereint. Zumindest ein Teil davon ist wahrscheinlich mit schlechter Bezahlung, Überstunden und Sicherheitsrisiken für die Beschäftigten hergestellt worden. Die Komplexität der Geräte macht es jedoch nahezu unmöglich, die Produktionsbedingungen der ganzen Zulieferkette nachzuvollziehen. So dürfte es auch schwierig sein, ein Gerät auszuweisen, das unter einigermaßen fairen Konditionen hergestellt worden ist.

Städte lernen, korrekt einzukaufen (taz 2007)

Kommunen können beim fairen Einkauf mit gutem Beispiel vorangehen. Weil das gar nicht so einfach ist, erhalten sie dabei Unterstützung Als erstes Bundesland hat Bayern Mitte Juli beschlossen, Produkte ausbeuterischer Kinderarbeit von seiner öffentlichen Beschaffung auszuschließen. Der Freistaat bestätigt damit einen Trend, der in den letzten zwei Jahren von verschiedensten Kommunen gesetzt wurde. So achten immer mehr Kommunen darauf, die Einhaltung von Sozialstandards in ihre Vergabeverfahren einzubeziehen. Doch einfach ist das nicht: Strenge Sparvorgaben zwingen dazu, auf alles Entbehrliche zu verzichten, und noch dazu ist das bundesdeutsche Vergaberecht eines der kompliziertesten Rechtsfelder. Die Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) unterstützt durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt interessierte Kommunen daher bei der Umstellung auf sozial verträglicheres Wirtschaften. Rechtliche Fragen werden in einem 2007 erstellten Gutachten „Faires Beschaffungswesen in Kommunen und Kernarbeitsnormen“ beantwortet.