BASF versucht weiter, Gentechnik in Europa durchzusetzen. Jetzt hat der Chemiekonzern erstmals bei der EU die Zulassung einer gentechnisch veränderten Speisekartoffel beantragt. Bisher winken Hersteller und Verbraucher ab.
Fortuna heißt die nicht mehr ganz neue Errungenschaft, die BASF bald Glück und Geld bringen soll. Die Pflanze ist eine gentechnisch abgewandelte Art einer in Europa beliebten Kartoffel für Chips und Pommes Frites. Der Zulassungsantrag umfasse den kommerziellen Anbau sowie die Nutzung als Lebens- und Futtermittel, teilte BASF am Montag in Limburgerhof mit. Der Konzern rechne mit einer Markteinführung in den kommenden zwei Jahren.
Doch bis es soweit ist, muss der Antrag, der nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums nicht in Deutschland gestellt wurde, noch durch die EU-Kommission, von da an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und anschließend wieder an die Mitgliedsstaaten und die Kommission. Dies könne Jahre dauern, sagte ein Sprecher von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU).
BASF forscht nach eigenen Angaben seit 2003 an dieser Speisekartoffel, die resistent gegen die Kartoffelkrankheiten Kraut- und Knollenfäule ist. Fortuna sei sechs Jahre in Feldversuchen getestet worden, die resistenten Gene stammten von einer südamerikanischen Wildkartoffel. Der Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, er werde die Zulassung für die Nutzung als Lebens- und Futtermittel beantragen.
Doch selbst wenn BASF letztlich die Zulassung erhält, ist es nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace äußerst fraglich, ob sich die Kartoffel verkauft. Die Mehrheit der europäischen Verbraucher wolle nach wie vor keine Gentechnik im Essen.
Auch die Hersteller seien mehrheitlich ablehnend und »wissen, dass ihre Kunden diese zweifelhaften Produkte nicht wollen«, sagt Alexander Hissting, Gentechnikexperte von Greenpeace.
Das zeige eine Umfrage der Organisation unter den großen Pommes- und Chipsherstellern sowie Fastfood-Ketten aus dem Jahr 2010. Darin erklären die Unternehmen Funny-frisch, Chio, Chipsletten und Lay’s, sie würden aktuell und künftig keine Chips aus Genkartoffeln herstellen oder verkaufen. Auch die Unternehmensketten Burger King, Tank&Rast, Nordsee und Agrarfrost lehnten Genkartoffeln ab. Zwei Unternehmen wollten sich lieber nicht für die Zukunft festlegen: Pringles-Hersteller Procter&Gamble und der Fastfood-Riese McDonald’s.
Die Hälfte der befragten Firmen will demnach nicht, dass die EU-Kommission den Anbau von Genkartoffeln für Lebensmittel zulässt. Sie wollen vermeiden, dass durch die Trennung von gentechnikfreier und genmanipulierter Ware bei der Produktion höhere Kosten entstehen, die sie bezahlen müssen. Die meisten fürchten zudem einen Imageschaden, sagt Hissting.
Der Kraut- und Knollenfäule könnten Landwirte auch anders Paroli bieten, ergänzte Greenpeace-Expertin Stephanie Töwe: »Sie ist auch durch gute fachliche Praxis mit Fruchtfolge und entsprechender Sortenauswahl gut in den Griff zu bekommen.« Auch die konventionelle Forschung biete viele Möglichkeiten. Der gezielte Eingriff ins Erbgut mache letztlich den Verbraucher zum Versuchskaninchen.
Fortuna ist die dritte Genkartoffel, für die BASF eine Zulassung beantragt. Die BASF-Sorte Amflora war im vergangenen Jahr trotz Protesten nach einem 13-jährigen Verfahren für die Produktion von Industriestärke zugelassen worden. 2010 reichte BASF zudem die Zulassung für die Kartoffelsorte Amadea ein. Auch sie soll vor allem Stärke liefern.
Greenpeace kritisierte, dass BASF trotz breiter Ablehnung »weiterhin riskante Gen-Pflanzen durchsetzen« wolle. Verunreinigungen anderer Anpflanzungen seien programmiert, wie der Anbau der Sorte Amflora in Nordschweden gezeigt habe. Dort war es zu einer Vermischung mit anderen nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Kartoffeln gekommen.