Auf Gut Schmerwitz im Naturpark Hoher Fläming wird der Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft genauso groß geschrieben wie die Erzeugung ökologischer Lebensmittel. Touristen und Fachbesucher sind auf dem Hof zu verschiedenen Aktivitäten willkommen. „Ich kenne alles noch von früher, wo Feldwege langgingen, wo Obstbäume am Weg standen. Manchmal komme ich immer noch an Stellen vorbei, die mir zu kahl sind“, erzählt Betriebsleiterin Rita Neumann, die im Nachbardorf aufgewachsen ist und seit 1970 mit Gut Schmerwitz verbunden ist. Dabei wurde schon viel von der bäuerlichen Kulturlandschaft des Hohen Fläming wiederhergestellt. Das Gut Schmerwitz hat mit der Umsetzung eines Biotopverbundkonzepts viel zum Natur- und Landschaftsschutz in der Region beigetragen. In den 90er Jahren, noch unter der Regie des Suchthilfebetriebs Synanon, wurde der Grundstein zu diesem Konzept gelegt. 50 Hektar Ackerland nahm der Betrieb aus der Produktion und verwandelte sie in Hecken, Feldgehölze und Streuobstwiesen. So pflanzten ABM-Kräfte beispielsweise 26 Kilometer Feldhecken mit standorttypischen Gehölzen wie Eberesche, Hagebutte, Weißdorn, Hagebutte und Schlehe. Damit wurde nicht nur das Landschaftsbild verbessert, auch Erosionsprobleme auf geneigten Feldern treten nun nicht mehr auf, so Rita Neumann. Für sein Engagement wurde das Gut Schmerwitz im November mit dem zweiten Förderpreis Naturschutzhöfe ausgezeichnet, der von der Stiftung SÖL und verschiedenen Naturschutzorganisationen vergeben wird. Naturschutzhof kann werden, wer Naturschutzmaßnahmen in die Bewirtschaftung des Hofs einbindet und auch die Öffentlichkeit für den Naturschutz begeistern kann. Gut Schmerwitz fügt sich ein in die sanften Hügel des Naturparks Hoher Fläming im südwestlichen Brandenburg. Mit Apfelbäumen bestandene Alleen durchziehen die Landschaft, Waldstücke, kleinteilige Felder und von Schafen beweidete Wiesen bieten dem Auge viel Abwechslung. Radwanderwege, Reitwege und ein Kunstwanderweg erschließen den Hohen Fläming für Naturliebhaber. Im Sommer kommen daher oft Ausflügler auf den Hof. Der Bioland-Betrieb hat sich auf die Besucher eingestellt und bietet in einem Hofladen Wurst, Eier, Getreideprodukte und Gemüse aus eigener Herstellung an. Bei der Brandenburger Landpartie gibt es seit fünf Jahren ein Hoffest, in diesem Jahr kamen knapp 1000 Gäste. Im ebenfalls in Schmerwitz angesiedelten Betrieb „Scarabäus“, einer Suchthilfeeinrichtung, finden Gäste einen gemütliches Hofcafé und eine Töpferei. Auch Fachbesucher sind in Schmerwitz stets willkommen. Im nächsten Jahr wird der Hof zu einem Demonstrationsbetrieb des ökologischen Landbaus, die hierfür notwendige Kontrolle hat bereits stattgefunden. Der Betrieb kooperiert mit der Fachhochschule Eberswalde und der Heimvolkshochschule am Seddiner See. Schulklassen aus der Umgebung haben den Hof ebenso besucht wie Bauern aus Süddeutschland im Rahmen der Grünen Woche. Betriebsleiterin Rita Neumann fing auf Gut Schmerwitz an, als dieses Volkseigenes Gut war und man hier Saatgut vermehrte und außerdem Futter für den benachbarten Tierbetrieb anbaute. Die Bauerntochter begann dort 1970 ihre kaufmännische Ausbildung. „Ich wollte immer Bäuerin werden“ erzählt sie, „aber meine Mutter wollte das nicht.“ Trotzdem ist sie nun seit über 30 Jahren in der Landwirtschaft tätig. Als Mitarbeiterin des volkseigenen Guts studierte sie später Finanzwirtschaft und Landwirtschaft. Sie blieb auch nach der Wende, als Synanon das Gut auf die ökologische Landwirtschaft umstellte, sowie nach dem Verkauf an Waltraud und Gerrit van Schoonhoven im Jahr 2000. Seitdem hat sich viel getan: alte Ställe und Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen, neue Schaf- und Hühnerställe aufgebaut. Aber noch immer sind Altlasten, wie etwa verfallene Schweineställe zu beseitigen. Markant für Gut Schmerwitz ist die etwa 1000köpfige Schafherde, d.h. 500 Mutterschafe mit ihrem jeweiligen Nachwuchs. Während sich ein Teil von ihnen im Gelände tollt, stehen die Mutterschafe zum Ablammen in einem geräumigen Stall, wobei sie je nach Alter der Lämmer zu immer größeren Gruppen zusammen gestellt werden. Die Schafe sind schön anzuschauen, wirtschaftliche Erträge bringen sie leider kaum. „Aber wir denken, dass die Schafe zum Naturschutz gehören, und wir müssen auch etwas für den Tourismus bieten“, meint Rita Neumann. Und auch die Pflege des Biotopverbunds, erfordert viel Arbeit, die nicht honoriert wird. Nur neues Pflanzmaterial erhält das Gut manchmal von der Naturschutzbehörde aus Ausgleichsmaßnahmen. Die wirtschaftlichen Standbeine auf dem 1500 ha großen Gut sind der Feldbau, die Hühner- und Schweinehaltung sowie die Direktvermarktung. Dabei ergänzen sie die verschiedenen Wirtschaftszweige. In einer 7-gliedrigen Fruchtfolge wachsen auf den Feldern Dinkel, Gerste, Roggen, Weizen, Triticale und Hafer und zur Stickstoffanreicherung Erbsen, Lupinen oder Luzernekleegras. Letzteres ist ein nahrhaftes Futter für die Tiere auf dem Gut. Die Luzerne hat außerdem einen besonderen Standortvorteil: Ihre Wurzeln reichen bis zu sieben Meter tief in den Boden, in den trockenen Brandenburger Sommern kann sie sich immer noch ausreichend mit Wasser versorgen. Feldgemüse wie Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln zählt erst seit kurzer Zeit zu den Anbauprodukten. Saisonal wird das Angebot des Hofladens mit Salat, Tomaten, Beerenobst und Kräutern aus der Biogärtnerei von „Scarabäus“ ergänzt. Eier und Schweinefleisch gehen sowohl in den Handel als auch in die Direktvermarktung. Besonders das Fleisch der selten gewordenen Rasse der Angler-Sattelschweine ist nur im eigenen Laden zu finden. „Es erzielt nicht den Magerfleischanteil, den sich der Handel wünscht“, erklärt Rita Neumann. Auf Gut Schmerwitz leben daher in der Mehrzahl Deutsche Edelschweine, nur einige schwarz-rosa Sattelschweine tummeln sich darunter. An Ideen und Arbeit mangelt es auf Gut Schmerwitz nicht. So gibt es im zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes seit kurzem eine eigene Nudelküche, hier experimentieren die Angestellten mit neuen Nudelformen und –geschmacksrichtungen, etwa süßen Nudeln mit Zimtgeschmack. Als größtes Projekt steht im kommenden Jahr die Sanierung der Schweineställe an. Als Zukunftsproblem könnte sich noch der Mangel an Fachpersonal in der ökologischen Landwirtschaft erweisen. Zwar bildet Gut Schmerwitz derzeit zwei Landwirte und eine Schäferin aus, junge Leute seien aber momentan schwer an einen Betrieb zu binden, so die Betriebsleiterin.