Die Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie sind ungesund und unsozial. Doch laut Öko-Institut wird spätestens in vier Jahren der erste faire Rechner im Handel sein. Faire Standards würden die Endprodukte nur wenig verteuern. In den Gehäusen von Computern und Notebooks, die für die meisten Menschen in Europa inzwischen zum erschwinglichen Gebrauchsgegenstand geworden sind, verbirgt sich ein undurchschaubares Geheimnis. Eine Vielzahl von Komponenten, die wiederum aus unterschiedlichen Firmen und Ländern geliefert wurden, ist darin vereint. Zumindest ein Teil davon ist wahrscheinlich mit schlechter Bezahlung, Überstunden und Sicherheitsrisiken für die Beschäftigten hergestellt worden. Die Komplexität der Geräte macht es jedoch nahezu unmöglich, die Produktionsbedingungen der ganzen Zulieferkette nachzuvollziehen. So dürfte es auch schwierig sein, ein Gerät auszuweisen, das unter einigermaßen fairen Konditionen hergestellt worden ist. Im vergangenen Jahr hat das Öko-Institut dennoch die Perspektiven für ein fair produziertes Notebook ausgelotet. Da es nicht möglich war, die Sozialstandards in den einzelnen Betrieben komplett nachzuvollziehen, haben die Autoren die allgemeinen Arbeitsbedingungen in chinesischen Firmen, den Hauptlieferanten der globalen PC-Industrie, betrachtet. Zwar gilt nach chinesischem Gesetz die 40-Stunden-Woche mit maximal 36 Überstunden im Monat, doch die Realität in den Fabriken sieht anders aus: Die Zahl der Überstunden kann bei bis zu 250 im Monat liegen. Das Öko-Institut beklagt zudem, dass sich Arbeiter nicht in freien Gewerkschaften organisieren können sowie häufig ungeschützt giftigen Stoffen ausgesetzt sind. Einige Herstellerfirmen haben auf Anregung der britischen Initiative „Clean up your Computer“ Verhaltenkodizes verabschiedet, um bestimmte Minimalstandards zu garantieren. So haben sich IBM, Dell und Hewlett Packard dem „Electronic Industry Code of Conduct“ angeschlossen. Dieser sieht unter anderem eine Arbeitswoche von nicht mehr als 60 Stunden vor, dringende Fälle ausgenommen – und die können in der Branche leider häufig vorkommen. Da kaum noch auf Lager, sondern direkt auf Bestellung produziert wird, ist immer höchste Flexibilität gefragt. Der Code nimmt auch keinerlei Bezug auf die von der IAO geforderte gewerkschaftliche Versammlungsfreiheit. „Codes of Conduct sind nur ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen“, meint Andreas Manhart vom Öko-Institut. Vor allem sollten Arbeitskräfte vor Ort rechtlich geschult und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Das Öko-Institut empfiehlt in seiner Studie unter anderem Verbotslisten für toxische Stoffe, die Einrichtung unabhängiger Beschwerdestellen und das Bekenntnis von Markenherstellern zu Kostensteigerungen, wenn Sozialstandards eingehalten werden sollen. Zwar können derzeit noch keine Kaufempfehlungen gegeben werden, das Öko-Institut arbeitet aber weiterhin an einer Produktnachhaltigkeitsanalyse (Prosa) für Computer. „Spätestens in vier Jahren wird der erste faire Computer im Handel sein“, prognostiziert Rainer Grießhammer, stellvertretender Geschäftsführer des Öko-Instituts. Höhere Lohnkosten und eine flächendeckende Verbesserung der Arbeitsbedingungen würden den Preis der Computer nach Institutsangaben nur um wenige Prozent verteuern.