Afghanische Schmerzmittel
Die UNO verwaltet den legalen Drogenweltmarkt
Es ist seltsam: In Afghanistan wird mit aller Macht
versucht, den Anbau von Schlafmohn zu unterbinden. Gleichzeitig
wächst auf der australischen Insel Tasmanien auf zehntausenden
Hektar die gleiche Pflanze völlig unbehelligt. Die Bauern dort
ernten sie maschinell, lizenziert durch die Vereinten Nationen, und
verkaufen sie beispielsweise an den US- Pharmakonzern
Johnson&Johnson. Der entzieht den getrockneten Pflanzenkapseln dann
ihre Wirkstoffe.
So lassen sich Morphium, Codein und andere Medikamente
aus der Opiumpflanze gewinnen. Zuständig für die Verteilung
dieser Stoffe, die unter die Drogenkonventionen der UNO fallen, ist der
Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB) in Wien. Neben diversen
synthetischen Arzneimitteln ist der private Gebrauch von organischen
Substanzen wie Opium, Koka und Cannabis sowie all ihrer Folgestoffe
Heroin und Kokain durch besagte Konventionen verboten. Um
sie medizinisch oder für die Forschung zu nutzen, müssen die
Staatsregierungen jährlich den Bedarf an den INCB melden.
Deutschland etwa meldete unter anderem den Bedarf von
rund 50 Tonnen Opiaten an, die von der heimischen Pharmaindustrie
benötigt werden. Der größte Abnehmer sind die USA, die
ungefähr die Hälfte der weltweiten legalen Opiumernte
aufkaufen. Die liegt bei etwa 5000 Tonnen Rohopium die
illegalisierte Opiumernte in Afghanistan im vergangen Jahr soll 6100
Tonnen erwirtschaftet haben.
Warum nutzt man nicht das afghanische Opium für
medizinische Zwecke und ermöglicht so den Bauern dort, aus der
Drogenökonomie auszusteigen, fragen seit längerem NGOs. Doch
die bestimmende Macht im internationalen „Krieg gegen die
Drogen", die Regierung der USA, hält davon nichts. Erstens
könne die afghanische Regierung nicht gewährleisten,
daß von einem legalen Opiummarkt nicht Stoff auf den Schwarzmarkt
gelangt. Ein bizarres Argument, angesichts einer sowieso völlig
unkontrollierten Drogenwirtschaft in Afghanistan. Zweitens, so
heißt es weiter, sei der Bedarf an Opium für medizinische
Zwecke gedeckt.
Doch ist umstritten, ob weltweit nicht wesentlich mehr
Opiate in der Medizin benötigt werden. Die Pharmaindustrie der
Industrieländer nimmt fast 95 Prozent der gesamten legalen
Opiumernte für sich in Anspruch die restlichen 80 Prozent
der Staaten weltweit begnügen sich mit fünf Prozent der
Ernte. Sie müssen die medizinischen Opiate aus den reichen
Ländern kaufen viele Patienten in Entwicklungsländern
dürften sich das nicht leisten können.
Lorenz Matzat